Peter Liebhard und Gunther Carl Liebhard

1. Einleitung 

Die Mongolei (Mongolische Republik mit parlamentarischer Demokratie, die „Äußere Mongolei“), ist ein kulturhistorisch bedeutendes Binnenland. Unter dem Heerführer Dschingis Khan hatte die Mongolei im Jahr 1227 die größte Flächenausdehnung und war damals ein Weltreich. Derzeit weist die Mongolei eine Fläche von 1,564.100 km2 auf. Der Nationalfeiertag am 11. Juli ist mit dem „Naadam Fest“ weltweit vielen Personen und besonders den Touristen und Gästen bekannt. Zurzeit leben im Land 3,280.000 Personen; etwa die Hälfte der Bevölkerung wohnt in der Landeshauptstadt Ulaanbaatar. Die „Innere Mongolei“ ist der chinesische Teil der Mongolei, eine autonome Region im Nordosten Chinas mit der Hauptstadt Hohhot. In der „Inneren Mongolei“ leben ca. 25 Mill. Einwohner; sie weist eine Größe von 1,218.698 km2 auf. 

Das Interesse am Umweltschutz und die Anforderungen an den Umweltschutz nehmen weltweit und auch in der Mongolei stetig zu. In der mongolischen Gesetzgebung weist der Umweltschutz schon seit über dreißig Jahren eine hohe Priorität auf. Die Ziele bei den vielfachen Bemühungen sind breitgestreut. Nur bei entsprechender Information der gesamten Bevölkerung und aller Beteiligten ist es möglich, mit kleinen und großen Schritten zu wesentlichen Erfolgen zu kommen. 

Häufig werden aber nur einzelne Teilbereiche des „Umweltschutzes“ aus dem Komplex entnommen und diese dann zur Lösung angeboten. Ein Beispiel ist das geforderte Verbot von Glyphosat. Weltweit wird der Einsatz von Glyphosat, als Pflanzen- und Vorratsschutzmittel in der Öffentlichkeit kritisch beurteilt. Auch die eingetretenen Resistenzen werden zunehmend problematisch. Die Resistenzbildung bei Medikamenten und bei Pflanzenschutzmitteln sind ein in der Öffentlichkeit erkannt ansteigendes Problem. Von der Pharmaindustrie werden einerseits wegen der langen Prüfdauer und andererseits wegen der hohen Kosten bis zum Einsatz zunehmend weniger Wirkstoffe zur Prüfung angemeldet. Aufgrund der starken Verminderung der Zahl neu zugelassener Wirkstoffe ist es erforderlich, diese dann länger im Einsatz zu halten, was nicht immer vorteilhaft bzw. umweltfreundlich ist, da neue Wirkstoffe in der Regel umweltfreundlicher wären. In der Öffentlichkeit wird aber meist nur die zunehmende Resistenz gegenüber Wirkstoffen bei den Medikamenten und in der Unkrautbekämpfung sowie bei den Pilzpathogenen diskutiert. 

Die vorliegende Arbeit behandelt im Besonderen landwirtschaftliche Bereiche im Boden- und Gewässerschutz in der Äußeren Mongolei. Die meist vernetzten Probleme erlauben einen vielseitigen Zugang und auch eine unterschiedliche Bewertung. 

2. Geologie und Landschaftsräume 

Die Mongolei weist ausgedehnte Landschaftsräume auf, die geologisch eine große Vielfalt beinhalten. Die Nord-Süd-Erstreckung des Landes beträgt 1.160 km, von West nach Ost erreicht das Land eine Länge von 2.330 km. Der Norden, der Zentralbereich und der Westen des Landes sind gebirgig. Der höchste Berg der Mongolei ist der „Peak of Khuiten“ mit 4.347 m Seehöhe im Tavan-Bogd-Gebirge, im mongolischen Altai. Die niedrigste Stelle des Landes liegt im Osten, am Khuk Lake, mit nur 532 m über dem Meeresspiegel (National Atlas of Mongolia, 2009). 

Die großen Landschaftsräume in der Mongolei wurden durch die Tektonik, die kleineren durch die Einwirkungen von Wasser, Wind und die glazialen Prozesse  geschaffen. Politisch ist die Mongolei in 20 Aimags (= Verwaltungsgebiete) aufgeteilt. Die durchschnittliche Seehöhe des „Hochplateau-Landes“ (zu 80%) liegt bei ca. 1.000m und etwa 21% des mongolischen Territoriums unterliegen „speziellen Naturschutzbestimmungen“, daher gelten 11% der mongolischen Landesfläche als Naturschutzgebiet. Eine zusätzliche Erweiterung der Naturschutzfläche wurde am 21. August 2019 von der mongolischen Regierung beschlossen. Ein landesweit einheitlicher Naturschutz ist wegen ungenügender finanzieller und personeller Ausstattung aber nicht möglich. 

3. Klima, Witterung und Vegetationszonen 

Die Mongolei ist ein Land der Klimaextreme. Vorherrschend ist das kontinentale Klima. Lange arktische Winter mit meist nur geringer Schneehöhe sind die Normalität. In der Wüste Gobi ist Schnee noch bis April zu finden und einige Seen tragen bis Juni eine Eisdecke. In der Wüste Gobi steigt im Sommer die Temperatur häufig über +40°C, und im Winter fällt sie an vielen Tagen unter –30°C, auch –50°C sind im Winter keine Seltenheit. Kommt es großflächig zu einer geschlossenen Schneedecke, dann folgt meist ein Nutztiersterben (Schafe, Ziegen und Rinder) in großer Zahl. Bei der Winterbeweidung werden die abgefrorenen Halme gefressen. Auch die Nachttemperatur im Sommer sinkt häufig stark ab, dies ist für das Pflanzenwachstum von Vorteil. Im Frühjahr und Herbst muss immer mit Frost gerechnet werden. Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht beträgt oft mehr als 20°C. 

Der Himmel ist meist wolkenfrei und den „blauen mongolischen Himmel“ gibt es an vielen Tagen. Mit über 260 Sonnentagen im Jahr ist die Mongolei „The Land of the Blue Sky“.  Die Luftfeuchtigkeit ist landesweit meist sehr gering. Im Mittel der Jahre fällt ein Großteil des Regens von Juli bis September (Tab. 1). Die jährliche Nieder-schlagsmenge nimmt von Norden (Ø 300 mm) nach Süden mitunter um 100 mm ab.

Die Mongolei ist ein sehr windiges Land, besonders im Frühjahr. Wenn der Wind vom Norden kommt, dann fällt die Temperatur sehr schnell stark ab. Besonders im Frühjahr und Herbst wechselt die Witterung sehr schnell.

Der Winter in der Mongolei (Ulaanbaatar) dauert von Oktober bis April, die tiefsten Temperaturen, häufig bis –30°C, gibt es in den Monaten Jänner und Februar. Der Übergang, im Frühjahr in den Sommer und im Herbst in den Winter erfolgt abrupt, meist innerhalb weniger Tage.

Monat123456789101112
ø max. T in °C18,912,83,96,712,820,621,720,614,46,15,616,1
ø min. T in °C32,229,421,78,31,76,710,67,81,77,820,028,3
ø NS in mm00351028765123553
Tab.1: Mittlere Monatstemperaturen und Regenmengen in der Mongolei
(National Statistical Office of Mongolia, 2017)

Temperaturen unter Null und über Null °C
Die Vegetationszonen werden durch die Niederschlagsmenge und dominante sowie subdominante Pflanzenarten vorgegeben (Bäume, Sträucher, Gräser und Kräuter). Meist wird die Mongolei von Norden nach Süden in fünf Vegetationszonen unterteilt,  nämlich: Gebirgstaiga, Waldsteppe, Steppenzone, Halbwüsten- oder Wüsten-steppenzone und Wüstenzone (nach Lavrenko et al. 1979, Hilbig 2006, Hilbig 2006a).

4. Böden

Bei den Bodentypen und Bodenformen in der Mongolei gibt es eine große Vielfalt. Eine geringe Krumenmächtigkeit und mittlere bis hohe Wasserdurchlässigkeit sind vorherrschend. Aufgrund der meist trockenen Bedingungen weisen die Böden auch nur eine geringe biologische Aktivität auf. Wegen der geringen Krumenmächtigkeit ist auch der Humusgehalt (= C-org-Gehalt) sowohl im Oberboden (0-30 cm Bodentiefe) als auch im Unterboden (30-50 cm Bodentiefe) meist niedrig, er liegt im Oberboden meist unter 2% (Undarmaa et al. 2018). Der geringe Humusgehalt ist auch Ursache für die geringe Wasserspeicherfähigkeit der Böden (meist unter 100 mm). 

Im Norden der Mongolei sind kleinräumig „Kyro-Histosole“ und „Kryogleye“ vertreten. Diese moorigen Böden sind überwiegend mit Lärchen, Strauchbirken (Betula fusca) und Strauchweiden (Betulo fuscae – Laricetum sibiricae) bedeckt.

„Chestnut soils“ oder „Kastanoseme“ sind typisch für die Steppe. Sie weisen durchgehend über alle Horizonte eine kastanienbraune Farbe auf und haben einen Kalkhorizont (Bk-Horizont). Der Kalkhorizont besteht aus Calciumcarbonat. 

„Calcisole“ oder „Subarid soils“ sind im trockenen Grasland weit verbreitet. Ihr A-Horizont weist meist eine geringe Mächtigkeit auf (im Mittel von 0-20 cm Bodentiefe) und geht in den Bk1, gefolgt von Bk2 und Bk3 über. Diese Böden sind im Profil sowohl im Ober- als auch im Unterboden (von 20-50 cm Bodentiefe) „braun“ bzw. mit einem helleren „ocker“ gefärbt (Asano et al. 2007, Undarmaa et al. 2018). 

Wegen der meist geringen Jahresniederschlagsmenge ist die aufwachsende Biomassemenge eher gering. Der Kalkgehalt der Böden ist überwiegend hoch und sie weisen daher eine hohe „Alkalinität“ auf. Als Alkalinität wird das Säurebindungs-vermögen von Böden, Gesteinen und natürlichem Wasser definiert. Der Grad der Alkalinität hängt von der Menge der enthaltenen basisch wirkenden Ionen ab, also hauptsächlich vom Gehalt an Carbonaten. Daher wird zwischen Gesamtalkalinität und Carbonatalkalinität unterschieden.

Der Flächenanteil an Salzböden ist entgegen der Information einiger Reiseberichte in der Mongolei sehr gering.  Salzböden sind Böden, die eine Anreicherung von wasserlöslichen Salzen an der Oberfläche oder im Boden aufweisen. Die Salzböden haben meist einen Natriumchloridgehalt ≤0,2%. Üblicherweise bilden sie an der Bodenoberfläche eine Salzkruste aus. 

5. Bodennutzung

Die traditionelle und über 1.000 Jahre andauernde Bodennutzung war und ist die Beweidung mit Nutztieren. Sie erfolgte durch die bestehende und auch akzeptierte Regelung nachhaltig. Die industrielle bergbauliche Nutzung begann erst in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Bei der nachhaltigen Weidenutzung entstanden Pflanzengesellschaften, die den zum Teil schwierigen Standortbedingen und auch der Nutzung angepasst wurden. Die Pflanzengesellschaften in der Mongolei sind immer abhängig von der Höhenlage und der geographischen Breite. Sie wurden bereits von vielen Botanikern beschrieben. ((Ausgewählte Arbeiten sind von: Walter (1974), Hilbig et al. (1984), Knapp und Sancir (1986), Hilbig (2003), Hilbig et al. (2004), Hilbig (2006), National Statistical Office of Mongolia (2017), Jamsran et al. (2018).))

Die Intensität und Art der landwirtschaftlichen Bodennutzung in der Mongolei wird durch die Vegetationszonen vorgegeben. Vielfach werden die Vegetationszonen in Taiga, Waldsteppe, Steppe, Halbwüste und Wüste unterteilt:  

Die Waldsteppenzone bedeckt 25% der Mongolei und befindet sich überwiegend im Norden des Landes. Sie ist der fruchtbarste und auch der am dichtesten besiedelte Teil des Landes. In der Waldsteppenzone befindet sich auch ein Großteil des Ackerbaugebietes. Auf den nordexponierten Hängen wachsen Nadelbäume, auf den Südseiten gibt es meist nur die Grassteppe. Vereinzelt ist auch ein Ulmen-Buschwald anzutreffen. Die Sibirische Ulme (Ulmus pumila L.) oder Zwergulme ist die häufigste Laubwaldbaumart in der Mongolei. Die jungen Ulmen sind stark durch Verbiß gefährdet (Hilbig 2006). Regional kommt es auch zur Futternutzung der jungen Laubbaumblätter (=Schneitelung). Bei der „Schneitelung“ werden im jungen Zustand der Blätter ein Teil der Äste eines Baumes in Stammnähe abgeschnitten und den Nutztieren als Futter vorgelegt. 

Die Steppenzone nimmt in der Mongolei 20% der Fläche ein. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt zwischen 100 und 300 mm. Bedeckt wird die Steppe überwiegend von hochwüchsigen Grasbeständen, meist sind es Horstgräser der Gattungen Stipa, Agropyron, Cleistogenes (C. squarrosa), Koeleira, Leymus und Poa. Die Kräuter sind meist basal verholzt. Eine starke Verbreitung weisen Allium bidentatum, allium senescens, Artemisia adamsii, Artemisia frigida, Caragana pygmaea, Cymbaria daurica, Goniolimon speciosum, Kochia prostrata, Saussurea salicifolia. Die Cymbaro dauricae – Stipetum krylovii wird in Büschen bis zu einem Meter hoch und durch Überweidung gefördert (Hilbig 2006).  

Die Steppe in ihrer unterschiedlichen Ausprägung ist in der Mongolei landschafts-prägend und gibt auch die mögliche Nutzung vor. Wesentlich für die Steppe sind ausdauernde Horstgräser mit „xeromorphem Habitus“ und ein geringer Baumbestand (Walter, 1968). 

Bei größeren jährlichen Niederschlagsmengen sind Kräuter und Stauden in größerer Zahl vertreten, bei langen Trockenperioden und geringer jährlicher Niederschlags-menge sind Sträucher und Zwergsträucher vorherrschend. Trockenresistente Gräser sind die ganzjährige Basis für die Beweidung. Bei den sehr leichten Böden erfüllen sie zusätzlich den Bodenschutz. Die Wurzelbiomasse ist zwar häufig nur sehr gering, aber von hoher Leistungsfähigkeit (Lichtenegger et al. 1997).

Die Halbwüstenzone bedeckt 27% der Mongolei. Wegen des starken Aufretens der niedrigwüchsigen Gräser wie Stipa glareosa und Cleistogenes songorica wird diese Zone in der Mongolei auch als „Wüstensteppe“ bezeichnet. Bei den Sträuchern und Halbsträuchern sind es meist dornige Arten. Die vier verschiedenen vikariierenden1 „Caragana leucophloeae“-Halbwüstengesellschaften sind: 

  • Oxytropidi aciphyllae – Caraganetum leucophloeae, 
  • Amygdalus pedunculata – Caraganetum leucophloeae mit Prunus pedunculata (= Amygdalus pedunculata), 
  • Artemisia xerophyticea – Caraganetum leucophloeae, 
  • Symplegma regelii – Caraganetum leucophloeae.   

Weitere Strauch- und Halbstraucharten sind Artemisia xanthochroa, Altraphaxis frutescens, A. pungens, Calligonum mongolicum, Caragana hungei, C. gobica, Caryopteris mongolica. In den Lücken zwischen den Sträuchern wachsen krautige Tiefwurzler, kleine Horstgräser und Sommerannuelle. Die rosablühenden Dornsträucher mit den vielen Blüten sind eine Besonderheit in der Region. Bei Übernutzung, vor allem durch die Brennholzgewinnung für die Siedlungen, sind sogar die Dornsträucher in der Bestandesdichte gefährdet. Bei nicht ausreichender Bodenbedeckung kommt es zu Bodendegradierung und Bodenerosion (Hilbig 2006).

In der Mongolei bedeckt die Wüstenzone ca. 15% des Landes. Die Wüstenzone liegt südlich des Gobi-Altai. Die Jahresniederschlagsmenge fällt unter 100 mm und beschränkt sich auf die Sommermonate. Im südlichsten Teil fallen meist nur ca. 40mm, und in manchen Jahren bleibt der Regen völlig aus. Eine Unterscheidung zwischen Halbwüsten- und Wüstenvegetation ist nach Hilbig und Tungalag (2006) nicht möglich. Die aufwachsenden Sträucher, Halbsträucher, Zwerghalbsträucher, Zwergsträucher und Gräser sind in der Wüstenzone in der Wuchshöhe auch nicht kürzer, aber in geringerer Zahl je vorgegebener Bodenfläche vorhanden.

6. Ackerbau

Aufgrund der geologischen und morphologischen Vorgaben sowie der meist sehr kargen Böden gibt es in der Mongolei nur eine relativ kleine Ackerfläche. Die größte Ackerfläche gab es zwischen 1980 und 1988, mit russischer und ostdeutscher Mechanisierung für die Bestellung, Unkrautbekämpfung und die Ernte. Durch die Bodenbearbeitung und die mechanische Unkrautbekämpfung wurde der Humusgehalt in der Krume in wenigen Jahren vermindert. Mit der auch nur geringfügigen Abnahme des Humusgehaltes in der Krume wurde das Wasserspeichervermögen der Böden stark reduziert, dadurch wurden auch die Erträge unmittelbar vermindert. Dies führte zu einem starken Rückgang der bewirtschafteten Ackerfläche und zu weiträumig verteiltem „verlassenem Ackerland“2. Im EU-Tacis-Projekt „ICLP“ wurde vor zwei Jahrzehnten eine örtliche und zeitliche  Regelung der Beweidung auf solchen ehemals kultivierten Ackerflächen getroffen, die auch derzeit (2019) noch gilt. Diese Flächen weisen eine mit hochwertigeren Gräserarten bedeckte und beinahe geschlossene Vegetationsdecke auf.

7. Viehwirtschaft 

Die spezialisierte Viehwirtschaft war immer bedeutend und der Wissensstand der Herder entsprechend hoch. Die landesweit bedeutende Viehhaltung war und ist auf fünf verschieden große Nutztierarten beschränkt. Die angebotene Produktpalette ist jeweils von der Tierart abhängig. Vom Schaf und der Ziege kommen Wolle, Milch und Fleisch, vom Yak Milch, Leder und Fleisch, vom Pferd ebenfalls Milch, außerdem dient es dem Transport. Das Kamel ist überwiegend Lastenträger. Die traditionellen mongolischen landwirtschaftlichen Erzeugnisse sind Fleisch, Milch, Schaf- und Kaschmirwolle sowie geringe Mengen an Getreide, Kartoffeln und Gemüse. Der Ackerbau war über Jahrhunderte hindurch auf kleine Flächen beschränkt.

Seit dem Jahr 1990 steigt die Nachfrage nach Kaschmirwolle stetig an und sie ist derzeit ein Hauptexportgut aus der landwirtschaftlichen Produktion der Mongolei. Die Grasnarbe der Steppe wird so durch die steigende Anzahl von Kaschmirziegen bei der Beweidung immer stärker belastet. Die Ziegen reißen im Gegensatz zu Schafen beim Weiden das Gras mit der Wurzel aus. Eine größere Herde ist bei den Kaschmirziegen erforderlich, da pro Jahr und Ziege nur ca. 150 Gramm feine Wolle gewonnen werden; daher stieg zwecks Wirtschaftlichkeit die Zahl der Ziegen je Herde an. Die Überbeweidung kann regional durch zeitweise großflächige Absperrungen von Weideland vermindert werden.

8. Bodenschutz 

Mehr als die Hälfe der mongolischen Bevölkerung wohnt bereits in der Landeshauptstadt Ulaanbaatar, daher ist die Beseitigung der Strukturprobleme der schnell wachsenden Großstadt vordringlich. Aufgrund der Größe des Landes und der entstandenen städtischen Probleme wird von einem Großteil der Bevölkerung der Bodenschutz noch nicht als vordringlich angesehen.  

Ein Großteil des Landes befindet sich auf einer mittleren Seehöhe von 1850 m. Die Hauptstadt der Mongolei – Ulaanbaatar – liegt auf gleicher geographischer Breite wie Wien (48° Nord). Wie angeführt, gibt es bei den Bodentypen und Bodenformen eine große Vielfalt. Eine geringe Krumenmächtigkeit und eine mittlere bis hohe Wasserdurchlässigkeit sind vorherrschend. Aufgrund der meist ganzjährig trockenen Bedingungen weisen die Böden auch nur eine geringe biologische Aktivität auf. 

Vor allem der bei geringer Krumenmächtigkeit gleichfalls niedrige Humusgehalt sowohl im Ober- als auch im Unterboden sollte Anlass für bodenverbessernde Maßnahmen geben, denn meist liegt der Humusgehalt unter 2%. Es könnte dadurch auch die (generell) sehr geringe Wasserspeicherfähigkeit der Böden angehoben werden.   

Die mit Nadel-, Laub- oder Buschholz bedeckten Regionen weisen zwischen der Ost- bzw. der Westseite der meist hügeligen Landschaft in der Mongolei einen stark unterschiedlichen Bewuchs auf. Nur auf der Ostseite und in geschützten Lagen gibt es in der Steppe Bäume und Buschholz. Der Pflanzenbestand, die Pflanzengesell-schaften, die den Boden bedecken, dienen in sämtlichen Regionen bzw. Vegetations-zonen der Mongolei überwiegend auch dem Bodenschutz. Die über Jahrhunderte beinahe gleichbleibende Bodennutzung führte zu einem Pflanzenartenbestand, der zumindest einen teilweisen Bodenschutz gegen erosive Wasser- und Windeinwirkung gewährleistet. 

Die Abwanderung eines Teils der Landbevölkerung in wenige Ballungsgebiete erhöhte die Holznutzung und auch den Viehbestand bei den Herdern. Dies führte besonders im stadtnahen Bereich zur „Überbeweidung“ der Steppe. Folgen der Überbeweidung sind Beschädigung und Auflockerung der Grasnarbe. Folglich kam es in wenigen Jahren zu wesentlich höherer Wasser- und Winderosion der Böden.

Wirksame Schutzpflanzungen mit Bäumen, Sträuchern und Gräsern sowie Rekultivierungsmaßnahmen haben einen hohen Geldbedarf und brauchen auch die Akzeptanz der Herder über mehrere Jahre. Großparzellenversuche mit aufbereitetem Saatgut, sei es zur Rekultivierung von Schüttflächen im Bergbaugebiet oder bei Steppenbegrünung, zeigen vor allem mit ummanteltem Saatgut (overcoated seed), einen höheren Bewuchs sowie einen höheren Bodenbedeckungsgrad mit Jungpflanzen. Die Vitalität der Keim- und Jungpflanzen wird durch die geringe Mineraldünger-beigabe erhöht, und zusätzlich wird das Saatgut durch das höhere Einzelsamengewicht auch weniger vom Wind verblasen. Nach einem Gewitter ist auch die Menge des Bodenabtrags durch Abschwemmung geringer. 

9. Wasser- und Gewässerschutz und regionale Vorgaben

Zwei Drittel des mongolischen Territoriums haben keinen Abfluss ins Meer. Die Kontinentalwasserscheide Asiens verläuft durch die Mongolei. Der „Mongolische Altai“ trennt über das Tannu-Uul-Gebirge, den Khangai und die Ostmongolei zum Chingan die Entwässerungsgebiete der Nordmongolei zum Nordpolarmeer, den Ostteil zum Pazifischen Ozean sowie auch die Südmongolei zum zentralasiatischen Binnenentwässerungsgebiet voneinander. In diese Richtungen entwässern auch die etwa 1.200 Flüsse der Mongolei mit einer Gesamtlänge von fast 70.000 km. Im Norden der Mongolei durchziehen die wasserreichen Flüsse Selenga und ihre großen Nebenflüsse Ider, Orchon und Tuul das Land. Diese entspringen vornehmlich im Changai-Gebirge und münden in den Baikalsee. Ebenfalls im Norden und Osten fließen der Onon und der Kherlen, die im Khentii-Gebirge entspringen und über den Amur in Richtung Pazifik entwässern. Die größten Flüsse im Westen der Mongolei sind der Chowd und der Dsawchan, beide fließen in Richtung Zentralasien in Binnenseen, wo es keinen Abfluss gibt. Alle Flüsse der Mongolei frieren im Winter zu. Die Eisdecke bleibt bis zu einem halben Jahr erhalten und kann eine Dicke von mehr als einem Meter erreichen. Die zugefrorenen Flüsse werden im Winter auch häufig von Fahrzeugen als Straße benutzt, wodurch sie mit Öl verschmutzt werden. 

Zu den fast 4.000 Seen der Mongolei gehören der 3.350 km² große Salzwassersee Uws Nuur und der 2.760 km² umfassende Chöwsgöl Nuur, ein bedeutender Süßwassersee. 95% der anderen Seen haben eine Größe von unter 5 km²; 80% davon sind Süßwasserseen. Da sie häufig von Gletschern gespeist werden und fernab jeglicher Industriezentren liegen, sind sie kaum verschmutzt und besitzen sehr klares Wasser. Sie sind auch wichtige Raststationen für Zugvögel. Viele Gewässer in der Mongolei sind von erheblicher Desertifikation betroffen. Derzeit sind 852 der Flüsse und Bäche und mehr als 1.000 Seen ausgetrocknet und teilweise nicht mehr registriert (Undarmaar et al. 2018, Stand 2007).

10. Verkehrswege und Straßen 

Durch die Größe der Mongolei waren und sind die Verkehrswege im Land von großer Bedeutung. Aufgrund der weiten Strecken in die Provinzzentren nehmen sowohl die internationalen Flüge als auch die Inlandsflüge zahlenmäßig stark zu. Das höhere Flug-Passagieraufkommen führt unmittelbar auch zu einer höheren PKW-Verkehrsdichte im städtenahen Bereich. 

Auch für die Nutzung der großen Lagerstätten von Kohle, Kupfer und Gold ist neben der Erschließung auch der Ausbau der Infrastruktur erforderlich. Asphaltierte Straßen schonen nicht nur die Fahrzeuge, sondern vermindern den laufenden Bodenverbrauch für neue Fahrwege und damit besonders auch die oft enorme Tiefenerosion durch Starkregen in Pistenbereichen. Bis 2014 gab es 5.400 km Asphaltstraßen, bis 2020 sollten zusätzlich 13.000 km fertiggestellt sein. Das chinesischen Infrastrukturprojekt „One-Belt-One-Road“ (OBOR) plant darüber hinaus die Errichtung einer neuen zentralen Seidenstraße.   

11. Luftverschmutzung ((Dieser Kurzfassung liegt eine Zusammenstellung von Vanessa Hayden in ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit „Eine Darstellung des Nomadenlebens in der Mongolei mit besonderer Berücksichtigung der kulturellen Ebene“ zugrunde. Siehe das Lit.-Verz.))

Besondere Probleme bereitet die Umweltsituation in der Hauptstadt, namentlich in den Ger-Distrikten. Es gibt dort keine festen Straßen, kein Fließwasser, keine Sanitärinfrastruktur, dafür aber Alkoholismus und Kriminalität. Die Menschen verschließen nachts die Türen ihres Gers, was für Nomaden in der Steppe nicht vorstellbar ist. Auch der Traum vom Arbeitsplatz hat sich für die wenigsten erfüllt, die Arbeitslosigkeit liegt bei 60%. Die Gers sind mit eisernen Öfen beheizt, in denen minderwertige Braunkohle (Lignit), oft auch Plastik, Gummi, Dung und andere Abfälle verbrannt werden. 

Diese Materialien sind Hauptverursacher der Luftverschmutzung, die bei stabilem Inversionswetter und Temperaturen unter –40°C katastrophale Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Die Dichte der Aerosole ist manchmal bis zu 12 Mal so hoch, wie der WHO-Grenzwert vorgibt, was die Gefahr von Lungenentzündungen erheblich erhöht. Man nimmt an, dass in Ulaanbaatar einer von zehn Todesfällen ursächlich auf die Luftverschmutzung zurückgeht. 

Die Luft im Raum von Ulaanbaatar während einer der dort recht häufigen Inversionswetterlagen in den Wintermonaten (Foto © Robert Breen) 

12. Conclusio

Der Boden und das Wasser sowie die bodennahe Atmosphäre sind Kernbereiche im weltweiten Umweltschutz, so auch in der Mongolei. Die Größe des Landes, bezogen auf seine Bewohnerzahl, erlaubt nicht immer eine unmittelbar nötige kleinräumige Problemlösung. Zusätzlich erschweren die geologischen und auch die wirtschaftlichen Gegebenheiten sowie die Klima- und die Witterungsbedingungen einen flächen-deckenden Umweltschutz.

Obwohl seit 2019 für 21% des mongolischen Festlandes besondere Naturschutz-bestimmungen gelten, ist es aufgrund der Größe des Landes und der unterschiedlichen Interessen der Industrie, vor allem im Bergbau, nicht möglich, landesweit einheitliche Gesetze und Vorgaben umzusetzen. Die Bemühungen, vor allem Boden und Wasser vor unnötigem Verbrauch und auch vor Beeinträchtigungen wie Bodenerosion und Wasserverschmutzung zu schützen, sind groß und werden vor allem von den jüngeren Teilen der mongolischen Bevölkerung zunehmend deutlicher umgesetzt. 

Von den vielen in der Mongolei tätigen internationalen Organisationen dürfen im Umwelt- und Naturschutz keine nachhaltigen Lösungsansätze bzw. Verbesserungen erwartet werden, da diese meist eine zu geringe Vernetzung in der mongolischen Bevölkerung aufweisen. Sie haben darüber hinaus meist auch keine bzw. nicht ausreichende Ursachenkenntnisse, keine nachhaltig wirkenden Lösungsansätze, und bei vielen stehen Publizität und Eigeninteressen im Vordergrund. Bei allen laufenden und zukünftigen Projekten in der Mongolei, die vom Ausland organisiert und auch finanziert werden, sollte daher bei der Umsetzung der Großteil der handelnden Personen Mongolinnen und Mongolen sein, mindestens aber 80%. Ihr Wissensstand und ihre Fachkenntnisse und auch ihre Einsatzbereitschaft sind den in der Mongolei tätigen Ausländern zumindest gleichwertig, wie sich bei der Umsetzung des EU-Tacis Projektes „Integrated Crop and Lifestock Production in Mongolia“ (1991-1994) zeigte. 

13. Literaturverzeichnis

Asano M., K. Tamura, K. Kawad, and T. Higashi, 2007: Morphological and physico-chemical characteristics of soils in a steppe region of the Kherlen River basin, Mongolia. Journal of Hydrology, 33, 100-108. 

Hayden Vanessa, 2018: Eine Darstellung des Nomadenlebens in der Mongolei mit besonderer Berücksichtigung der kulturellen Ebene. Vorwiss. Arbeit am Mary Ward Privatgymnasium St. Pölten. 

Hilbig W., 2003: Vegetationskundliche Untersuchungen in Dornod Aimak (Ost-Aimak) der Mongolei. Feddes Repert. 114, 508-539. 

Hilbig W., 2006: Der Beitrag deutscher Botaniker an der Erforschung von Flora und Vegetation in der Mongolei. Feddes Repert. 117, 321-326.

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Hilbig W., M. Stubbe, N. Dawaa, Z. Schamsran, M. Dorn, K. Helmecke, D. Bumzaa und K. Ulykpan, 1984: Vergleichend biologisch-ökologische Untersu-chungen in Hochgebirgen der Nordwest- und Südmongolei. Allgemeiner Bericht. Erforsch. Biol. Ress. MVR 4, 5-49.

Hilbig W., E.J. Jäger und H.D. Knapp, 2004: Die Vegetation des Bogd-uul bei Ulaanbaatar (Mongolei) –  Standortsbindung und pflanzengeographische Stellung. Feddes Repert. 115, 265-342. 

Jamsran U., K. Tamura, N. Luvsan and N. Ymanaka, 2018: Rangeland Eco-systems of Mongolia. Munkhiin Useg Co. Ltd., Ulaanbaatar, Mongolia. 

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Lavrenko E.M. et al., 1979: Karta rasielnosi Mongolskoy Narodnoj Respubliki. Massstab 1. 1 500 000. Moskva. Zit. in Hilbig 2006a. 

Lichtenegger E., L. Kutschera, M. Sobotik und D. Haas, 1997: Bewurzelung von Pflanzen in der Mongolei. In: Bewurzelung von Pflanzen in versch. Lebens-räumen. Band 5 der Wurzelatlas-Reihe. Spezieller Teil. Stapfia 49, 296-318. 

National Atlas of Mongolia, 2009. 

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Undarmaa J., T. Kenji, L.Natsagdorj and Y. Norikazu, 2018: Rangeland Eco-systems of Mongolia. Munkhiin Useg Co. Ltd., Ulaanbaatar, Mongolia. 

Walter H., 1968: Die Vegetation der Erde in öko-physiologischer Betrachtung. Bd. II: Die gemäßigten und arktischen Zonen. Jena-Stuttgart, Gustav Fischer Verlag.

Walter H., 1974: Die Vegetation Osteuropas, Nord- und Zentralasiens. Stuttgart, Gustav Fischer Verlag.

ao. Prof. DI. Dr. Peter Liebhard, der Sohn von Bergbauern, mit landwirtschaftlicher Praxis in Kärnten, Schweden und den USA, ist seit 1976 an der Univ. für Bodenkultur lehrend und forschend tätig. 1996 Habilitierung und Ernennung zum ao. Professor. Er ist auch außeruniversitärer Prüfungskommissär für „Pflanzenproduktion und Bodenschutz“. Er leitete bisher 28 nationale und internationale Projekte.

  1. Voneinander abgegrenzt und sich gegenseitig ausschließend []
  2. Dieses Phänomen könnte als eine Form der „Sozialbrache“ aufgefasst werden, die durch die nach der Wende 1990 in Nomadengebieten eingetretenen Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft entstanden ist. []